So bekannt die Steinbacher Wehrkirche ist – man kann sie geradezu als Wahrzeichen von Steinbach am Wald bezeichnen -, so unbekannt ist ihre älteste Geschichte. Vieles spricht dafür, dass sie aus einer Turmhügelanlage aus dem 13. Jahrhundert entstanden ist. Irgendwann bekam der Turm wahrscheinlich einen Anbau, durch den er zu einer Kapelle – wohl ausschließlich für die private Andacht – wurde. Durch Vergrößerung dieses Anbaus bekam Steinbach um 1500 seine erste Kirche. Bis 1503 nämlich war Hieronymus von Reitzenstein Weihbischof von Bamberg. Sein Wappen ist auf den Reliquiaren zu finden, die bei Umbauarbeiten an der Kirche in der Zeit von 1699 – 1701 gefunden und in die Seitenaltäre eingemauert wurden. Für das Jahr 1520 liegt dann auch das erste schriftliche Zeugnis für eine Kirche in Steinbach vor.
Die große Glocke im Turm der Wehrkirche trägt die Inschrift: „JESU REX GLORIE VENI CUM PAGE – 1538“ übersetzt: „Jesus, König der Herrlichkeit, komm mit Frieden!“ Sie ist 120 kg schwer. Die kleine Glocke dürfte wohl aus der gleichen Zeit stammen. Sie wiegt 58 kg und hat die Worte „AVE MARIA GRATIA PLENA“ (Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade) eingegossen. Als die beiden Glocken in den Turm der Wehrkirche kamen, wohnten (nach einer Aufzeichnung in den Windheimer Pfarrakten von 1537) in Steinbach 30 Familien mit 140 Personen.
Im Jahre 1605 beginnt dann die „Steinbacher Gotteshausrechnung“. Spätestens von diesem Zeitpunkt an gibt es demnach eine Kirchenstiftung in der Gemeinde. Aus der Kirchenrechnung lässt sich die weitere Geschichte der Wehrkirche ablesen!
1699 bis 1701 wird die Kirche umgebaut. Sie erhält dabei ihre heutige Größe. Das Langhaus wird im Norden mit einer Schießscharte versehen Der Kostenaufwand beträgt nahezu 900 Gulden.
1707 wird die Kirchenmauer ausgebessert und zehn Jahre später mit 100 Ztr. Schiefer neu gedeckt.
1740 stiftet Hans Eichhorn aus Steinbach 50 Gulden zu einem neuen Altar. 1746 wird dieser Altar dann errichtet. Dabei wird vor allem das Haupt des Kirchenpatrons Johannes „herausgebracht“. Es nimmt noch heute die höchste Stelle in dem ländlich-barocken Hochaltar ein.
Am 23. Juni 1778 wurden zwei Altäre durch den Schreinermeister Barnickel von Rothenkirchen aufgerichtet. 1799 hat der Vergolder Lieb die Figuren der Altäre, das Bild der Gottesmutter (linker Seitenaltar) und das des hl. Wendelin (rechter Seitenaltar) „auch zugleich geschnitten“. Außerdem wurde die Kanzel neu gefasst, der Chorbogen mit 5 1/2 Schuh abgenommen und der Chor mit zwei neuen Fenstern versehen, damit „mehr Hellung wird“.
1831 musste der Turmknopf der Wehrkirche erneuert werden, weil er „den Unbilden der Witterung“ zum Opfer gefallen war.
Am 14. April 1898 bekam die Wehrkirche ihre jetzige Orgel. Obwohl sie 950 Mark kostete, musste sie angeschafft werden; denn „die aus der alten Orgel hervorquellenden Töne disharmonieren gegeneinander und stören so begreiflicherweise die Andacht beim Gottesdienst.“
Im Jahre 1900 wurde noch einmal das Innere der Kirche restauriert. So erreichte sie in gutem baulichem Zustand die turbulente erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, die durch die beiden Weltkriege und ihre Folgen nicht mehr nur die Bautätigkeit der Kirche einschränkte, sondern überhaupt dem religiösen Leben in Deutschland abträglich war.
1950 war es Zeit, nach einem halben Jahrhundert wieder einmal geeignete Maßnahmen zur Erhaltung der Wehrkirche durchzuführen. Das Innere wurde restauriert: Es wurde gekalkt und getüncht, Kanzel und Altäre wurden marmoriert und vergoldet, eine Holzdecke wurde eingezogen und elektrische Leitungen wurden verlegt. Die an der Emporenbrüstung hängenden Kreuzwegbilder wurden entfernt; die dadurch wieder sichtbar gewordenen Bilder der Brüstung selbst mussten restauriert werden. Zwei auf dem Kirchenboden gefundene Bilder wurden ebenfalls restauriert und hängen heute im Altarraum.
Neben der Innenrenovierung waren umfangreiche Bauarbeiten an der Wehrmauer notwendig. Dafür stellte die Gemeinde aus ihrem Haushalt 3000,00 DM, das Landesamt für Denkmalpflege 2500,00 DM zur Verfügung.
Bei der Renovierung des Nord-Ost-Tores stieß man auf gut erhaltene Riegelbalken-Löcher. Das Ost-Tor erhielt eine schmiedeeiserne Gittertür.
In der Zwischenzeit wurden gelegentlich kleinere Instandhaltungsarbeiten durchgeführt, wie z.B. an der Orgel, am Dach, am Innenanstrich und an den Emporenträgern.
Von 2007 bis 2008 wurde an und in der Wehrkirche eine komplette Innen- und Außenrenovierung durchgeführt!
Aber alle Mühe und Sorge um die schöne alte Wehrkirche änderten nichts an der Tatsache, dass sie in ihrer Größe für das Steinbach von 1700 mit etwas 200 Seelen gebaut wurde – und nicht für das Steinbach von 1966 mit etwas 1100 katholischen Christen.
Darum war es notwendig, ein neues Gotteshaus in Steinbach am Wald zu errichten.